Bitte beteiligen Sie sich mit Ihrer Unterschrift an der Petition "Eine Million Unterschriften für Bosnien", die von dem französischen Publizisten Bernard-Henri Lévy für die „Freunde Bosnien und Herzegowinas“ initiiert wurde und von der Gesellschaft für bedrohte Völker unterstützt wird.
Wir rufen alle Bürgerinnern und Bürger Europas dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass Bosnien und Herzegowina schnell und bedingungslos in die EU aufgenommen wird. Denn dieses kriegszerstörte Land wurde von einer verheerenden Flutkatastrophe getroffen. Für den Wiederaufbau sind große Anstrengungen erforderlich! Das kann Bosnien allein nicht leisten.
Bitte unterstützen Sie die Petition. Die gesammelten Unterschriften werden an den Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments übergeben.
Leiten Sie diesen Link bitte auch an Freunde, Bekannte, Nachbarn - auch an andere Institutionen und Organisationen - weiter und tragen Sie dazu bei, dass Europa Bosnien schnell zur Hilfe kommt. Herzlichen Dank!
Bitte unterschreiben Sie die Petition hier
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Zum Hintergrund
Während Europa passiv war, als serbische Truppen und Milizen in der Zeit von 1992 bis 1995 in Bosnien und Herzegowina Völkermordverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen, waren es der große jüdische Bürgerrechtler, Simon Wiesenthal, der letzte überlebende Kommandeur der Freiheitskämpfer des Warschauer Ghettos, Marek Edelman, sowie Elie Wiesel, Alain Finkielkraut, Bernard-Henri Lévy, Susan Sontag, André Glucksmann, Roy Gutman und viele andere, die damals das Schweigen oder die Mitschuld Europas immer wieder geißelten und Konsequenzen aus dem Holocaust forderten.
Über den Tod von einigen von ihnen trauern viele Bosnierinnen und Bosnier.
Einige melden sich aber wieder zu Wort!
Auf Initiative des französischen Publizisten und Journalisten Bernard-Henri Lévy werden europaweit eine erste Million Unterschriften für eine schnelle und bedingungslose Aufnahme Bosnien und Herzegowinas gesammelt. Diese sollen dem Präsidenten der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments übergeben werden.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker möchte diese Initiative mitunterstützen und begleiten. Überlebende des Genozids brauchen dringend unsere Hilfe:
Die Verhandlungen in Richtung eines EU-Kandidatenstatus für Bosnien und Herzegowina gehen im Vergleich zu anderen Ländern der Region schleppend voran. Serbien jedoch, aus dem die Täter des Genozids stammen, wurde der Kandidatenstatus bereits verliehen. In Bosnien und Herzegowina sind die Anforderungen im Hinblick auf das Inkrafttreten des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens nicht erfüllt. Die dringend notwendige Verfassungsreform und die EU –bezogenen Reformen sind auf der Strecke geblieben. Führende bosnische Politiker weigern sich nach wie vor, eine Einigung über die Umsetzung des Urteils in der Rechtssache „Sejdic/Finci“ zu ermöglichen, das gleiche Rechte für alle konstitutiven Völker und Bürger sicherstellt. Diese Politiker wollen auch nicht dazu beitragen, dass die Ziele der EU-Agenda - einschließlich eines funktionierenden Systems des verantwortlichen Regierungshandelns, der demokratischen Entwicklung und des wirtschaftlichen Wohlstands sowie der Achtung der Menschenrechte umgesetzt werden.
Da die Regierungen Westeuropas drei Jahre lang gezögert haben, dass die serbische Aggression durch energische Maßnahmen gestoppt wird, soll Europa für die Folgen endlich haften. Wenn wir das weitere Abgleiten Bosnien-Herzegowinas in den politischen und wirtschaftlichen Abgrund nicht stoppen und den Bosniern nicht zur Hilfe kommen, wird Europa dort ein zweites Mal sein Gesicht verlieren.
Bosnien braucht dringend konkrete Unterstützung der EU: bei der Aufhebung der Teilung des vor den Vertreibungen multiethnischen, multireligiösen und multikulturellen Landes; für den Wiederaufbau des durch Krieg, Völkermord und Flutkatastrophe zerstörten Landes; für die Unterstützung der Rückkehr aller Vertriebenen in ihre Heimatorte, bei der Räumung der noch immer vorhandenen Minenfelder, bei der Suche nach Vermissten und Massengräbern, bei der Beschleunigung der Prozesse gegen Kriegsverbrecher wie auch bei der Fürsorge für traumatisierte Kriegsopfer.
Unterschreiben Sie diesen Appell für eine schnelle und bedingungslose Aufnahme Bosnien und Herzegowinas in die EU.
Bitte unterschreiben Sie die Petition hier
Den Verbrechen in Bosnien und Herzegowina sind mehr als 100.000 Zivilisten zum Opfer gefallen. Zwei Millionen Menschen wurden vertrieben, Städte wurden zerstört und Dörfer verbrannt, tausende Menschen wurden in Konzentrations- und Vergewaltigungslagern gefoltert und misshandelt, allein in der UN-Schutzzone Srebrenica wurden im Juli 1995 über 8.000 Menschen brutal getötet und ihre Leichen in Massengräbern verscharrt.
Die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung Bosnien und Herzegowinas ist 19 Jahren nach der serbischen Aggression gegen dieses europäische Land ins Stocken geraten. Das Friedensabkommen von Dayton (1995) erzwang die Teilung Bosniens. Es zementierte die Ergebnisse des Genozids und erkannte die „Republika Srpska (früher 60 Prozent Nichtserben) an. Bis heute konnten in die „Republika Srpska“ erst weniger als acht Prozent der nichtserbischen Bevölkerung zurückkehren.
Der Anhang 4 dieses Abkommens hat eine komplexe und ineffiziente institutionelle „Architektur“ des Staates geschaffen – zwei sogenannte Entitäten, zehn willkürlich geschaffene Kantone, einen Distrikt, drei Präsidenten, 14 Regierungen mit 183 Ministerien, 14 Parlamente - deren meist korrupte Eliten den Wiederaufbau vielfach behindern.
Sie verhindern auch die dringend notwendigen Reformen für den NATO- und EU-Beitritt. Die Führung des ethnisch gesäuberten Nordteils des Landes, die Republika Srpska, arbeitet weiter mit Unterstützung Serbiens auf die Abspaltung von Bosnien und Herzegowina hin.
Die Lebensbedingungen der Bosnier und Bosnierinnen sind durch die Flutkatastrophe vom Mai 2014 noch dramatischer geworden. Zahlreiche Städte und Dörfer des Landes wurden überschwemmt und ganze Dörfer und Straßen sind Erdrutschen zum Opfer gefallen. Mehr als 30 Menschen kamen ums Leben, etwa 100.000 Familien haben ihr Heim verloren, Tausende von Fabriken, Schulen, Krankenhäusern, Bibliotheken, Geschäften, Farmen etc. wurden vollkommen oder teilweise zerstört. Über 40 Prozent der Bosnier und Bosnierinnen sind arbeitslos, davon größtenteils junge Menschen unter 30. Den Bürgern von Bosnien fehlt jede Zukunftsperspektive.
Über 20 Jahre lang hat Europa ein von Krieg zerstörtes Land mit verstörten und verzweifelten Überlebenden sich selbst überlassen und so in die weitere Verelendung gedrängt. Die Menschen, soweit dem Völkermord knapp entronnen, blieben ohne ausreichende Hilfe. Vergewaltigte Frauen, kriegsversehrte Männer, elternlose Kinder und Witwen wie Rentner und Arbeiter mit zerstörten Fabriken: der Zynismus der Sieger und die Gleichgültigkeit Europas hat Bosnien nie eine Chance gelassen.
Deutschland selbst hat hunderttausend Kriegsflüchtlinge nach dem Ende des Krieges zurück in ein völlig zerstörtes Land geschickt und weitere hunderttausend wurden von deutschen Behörden zur Emigration nach Amerika und Australien gezwungen.
Anlage: Erklärungen jüdischer Persönlichkeiten
Anhang zum Genozid in Bosnien Herzegowina 1992-1995
Göttingen, den 7. Juli 2014
Tilman Zülch
Ehrenbürger von Sarajevo, Träger des „Srebrenica Award against Genocide“ der Mütterbewegungen der Stadt, des Silberordens des Wappens des (multiethnischen) Präsidiums der Republik Bosnien und Herzegowina sowie des Menschenrechtspreises „Sloboda“ (Freiheit) des Antikriegszentrums Sarajevo